Ich habe in den letzten Jahren viele neue Leute kennengelernt. Die Frage nach dem eigenen Job kommt früher oder später immer. Oft wird meine Erklärung „Ich bin Lektorin“ mit einem wissenden Nicken quittiert. Manchmal durch Aussagen begleitet: „Ach, das könnte ich ja nicht“, oder „Und das macht Spaß?“ Mein absoluter „Favorit“ ist aber: „Auch so Abschlussarbeiten? Braucht es das denn?“
Ganz klare Antwort: Ja! Ich möchte hier die Gelegenheit ergreifen und drei Argumente bringen, warum ein gutes Lektorat für eine gute Abschlussarbeit wichtig ist.
1. Der Wald und die Bäume – die schlüssige Argumentation
Seien wir ehrlich, wenn man sich wochenlang mit immer demselben Text und mit immer demselben Thema beschäftigt hat, sieht man irgendwann nicht mehr, wenn Beschreibungen und Argumentationen in sich nicht geschlossen sind – dann steht man im sprichwörtlichen Wald und sucht die Bäume. Ein Lektorat sieht einen Text zum ersten Mal und genauso liest es dann auch die Argumentationsketten. Werden Beschreibungen nicht verstanden, führen Diskussionen ins Leere oder die Beweisführungen nicht zum gewünschten Ziel, wird genau das ein*e Lektor*in sehen und anstreichen. Die Fragen, die ein*e Lektor*in dabei stellt, helfen, einen neuen Blick auf das Geschriebene zu werfen.
2. Der gute Ton – die stilsichere Argumentation
Sie wissen ganz genau, was Sie schreiben möchten – ergibt doch auch vollkommen Sinn! Und trotzdem: Wenn Sie Ihren Text nach dem Schreiben lesen, merken Sie ganz schnell, dass die Sätze so lang sind, dass sich darin mehr Kommata als Wörter befinden. Oder aber, dass das Geschriebene sich auf einem Niveau befindet, das weit unterhalb des Anspruchs liegt.
Die Lösung? Solange an einem Satz herumschrauben, bis man nicht mehr weiß, was zu sagen war? Oder ewig im Internet nach perfekten Sätzen „recherchieren“, bis man vollkommen abgelenkt ist? Mit einem Lektorat können Sie sich mühseliges Umformulieren sparen und Ihre Zeit wirklich effektiv nutzen.
Schreiben Sie Texte so, dass sie für Sie perfekt sind. Steht alles im Absatz, was Sie sagen möchten? Besteht der Absatz nicht nur aus Hauptwörtern? Sehr gut! Ein professionelles Lektorat greift Ihnen beim Feinschliff unter die Arme. Es gibt Anregungen zur Formulierung und unterstützt Sie, wenn beispielsweise die Sätze zu lang sind. Auf zu lange Absätze mit vielfach verschachtelten Sätzen kann jeder Leser gern verzichten. Auch Sätze, die nur aus „Subjekt, Prädikat, Objekt“ bestehen, erfüllen nicht den Anspruch an eine wissenschaftliche Arbeit und können dazu führen, dass die Arbeit wenig kompetent und damit wenig glaubwürdig wirkt. Lesen Sie hier dazu mehr …
3. Die Sache mit dem letzten Blick – die Orthografie
Endlich steht man im Copyshop und wartet darauf, dass der Kleber trocknet und man einen ersten Blick auf die frisch gebundene Ausgabe der Abschlussarbeit werfen kann. Wie viel haben Sie bis zu diesem Zeitpunkt schon investiert? Wie viel Wissen haben Sie sich angeeignet, sodass Sie fast zu einer eigenen Wikipedia für Ihr Thema werden könnten? Satz für Satz haben Sie aufgeschrieben, durchgestrichen, angestrichen, formuliert, neu formuliert. Also ein erster und gleichzeitig letzter Blick. Und was fällt garantiert als Erstes auf? Ein Rechtschreibfehler! Dann auch noch so ein Offensichtlicher, am besten noch in einer Kapitelhauptüberschrift.
Mit einem Lektorat wäre das nicht passiert. Es schaut nämlich nicht nur nach inhaltlicher Schlüssigkeit, sondern auch nach Rechtschreib- und Grammatikfehlern. Danach, ob Punkte und Satzzeichen richtig gesetzt wurden – denn Satzzeichen retten bekanntlich nicht nur Leben, sondern auch so manche Argumentation, die mit einem falschen Komma sogar eine ganz andere Aussage bekommen kann.
„Ich kann das doch selbst lesen“, wird nun der eine oder andere sagen. Aber seien wir ehrlich: Wie viel Zeit möchten Sie darauf verwenden, zu recherchieren, ob dort ein Komma hingehört oder ob man wassertreibend oder Wasser treibend schreibt? Textverarbeitungsprogramme und Online-Tools helfen nur bedingt weiter, da sie nicht jeden Fehler finden oder aber Richtiges als falsch anstreichen. Außerdem ist es so: Hat man einen Satz dreimal gelesen, wird man keine Fehler mehr finden. Das Gehirn kennt das Geschriebene und vervollständigt einfach automatisch – allerdings nicht auf dem Papier.
Es gibt andere Helfer … ja aber
Sicher kann man nun einwerfen, dass auch Freunde und Bekannte die Abschlussarbeit lesen und eben genau auf diese Dinge achten könnten. Aber haben Sie denen nicht schon alles über Ihre Arbeit erzählt? Die wissen also, was Sie sagen möchten.
Vielleicht studieren sie sogar das Gleiche oder schreiben auch gerade an ihrer Abschlussarbeit. Möchten Sie wirklich, dass jemand nur aus Zeitmangel einen halbherzigen Blick auf die Arbeit wirft und damit verquere Diskussionsstränge oder Rechtschreibfehler übersieht? Neben einem Lektorat gibt es nur wenige Personen, die diese Schwächen in einer Abschlussarbeit sehen werden: nämlich die Prüfer.
Am Ende sollte klar sein: Überzeugt eine Abschlussarbeit durch Fehlerlosigkeit, schlüssige Argumentation und verständliche Formulierungen, ist das schon fast ein Garant für eine gute Note. Ein*e Lektor*in hilft Ihnen dabei!